Vaterschaftsfeststellung
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Welche Rolle spielen die Vaterschaft und ihre Feststellung rechtlich?
Die Beziehung zwischen Vater und Kind ist eine wichtige Verbindung, die im Idealfall beide ein Leben lang miteinander verbindet. Bestehen Zweifel an der Vaterschaft, kommt es zu Unruhe und Ungewissheit innerhalb der Familie. Die rechtlichen Verhältnisse sind unklar und auch emotional ist die Situation sehr belastend. In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie die Frage der Vaterschaft geklärt werden kann und welche Folgen dies hat.
Das Wichtigste
- Rechtlich gesehen gilt der Mann als Vater des Kindes, der im Zeitpunkt der Geburt des Kindes mit der Mutter verheiratet ist.
- Die rechtliche Vaterschaft begründet das Umgangsrecht zwischen Vater und Kind sowie die Unterhaltspflicht des Vaters gegenüber dem Kind.
- Bei der Anfechtung der Vaterschaft geht es um die Feststellung der Vaterschaft mit dem Ziel, die bestehende Vaterschaft aufzulösen. Bei der Feststellung der Vaterschaft geht es hingegen um das Ziel, die Vaterschaft positiv festzustellen und rechtlich anzuerkennen.
- Hat der Scheinvater dem Kind Unterhalt geleistet und wird die Vaterschaft nachträglich aufgelöst, kann der Scheinvater den tatsächlichen Vater in Unterhaltsregress nehmen.
Wer ist der rechtliche Vater eines Kindes?
Die Frage der rechtlichen Mutterschaft ist in der Regel einfacher zu beantworten als die Frage nach der rechtlichen Vaterschaft. Denn rechtlich betrachtet ist die Frau die Mutter eines Kindes, die dieses Kind zur Welt gebracht hat. Der Vater ist derjenige, der zum Zeitpunkt der Geburt mit der Mutter verheiratet ist. Ist die Mutter zum Zeitpunkt der Geburt nicht verheiratet, ist rechtlich zunächst kein Vater festgelegt. Für die rechtliche Zuordnung des Vaters muss die Vaterschaft anerkannt oder festgestellt werden.
Wozu die Vaterschaft feststellen lassen?
Bestehen Unklarheiten oder Zweifel im Hinblick auf die Vaterschaft, kann dies für eine angespannte Atmosphäre in der Familie sorgen. Es entsteht sowohl rechtlich als auch emotional Unruhe, die für alle Beteiligten belastend ist.
Rechtliche Bedeutung der Vaterschaft
Das Gesetz sieht einige Rechte und Pflichten für den rechtlichen Vater vor. Wenn die Eltern des Kindes verheiratet sind, gilt automatisch das gemeinsame Sorgerecht. Das Sorgerecht umfasst das Recht, das Kind im eigenen Haushalt zu versorgen, zu betreuen und zu erziehen. Wenn sie nicht verheiratet sind, muss die Mutter dem gemeinsamen Sorgerecht zustimmen. Der rechtliche Vater kann das gemeinsame Sorgerecht auch einklagen. Das Gericht würde ihm das gemeinsame Sorgerecht nur verwehren, wenn dies das Kindeswohl gefährden würde.
Geht es um das Sorgerecht, steht das Wohl des Kindes und seine gesunde Entwicklung stets im Vordergrund. Die Interessen der Eltern müssen dahinter zurücktreten. Es spielt also keine Rolle, ob ein Elternteil dem anderen Elternteil das Sorgerecht verwehren möchte. Es kommt allein darauf an, was für das Kind besser ist. Je nach Alter und Einsichtsvermögen kann auch das Kind nach seinen Wünschen gefragt werden, um die beste Lösung zu finden.
Ein weiteres Recht des Vaters ist das Umgangsrecht. Hierbei geht es um den Kontakt zum Kind. Der Vater ist jedoch nicht nur dazu berechtigt, Kontakt zu seinem Kind zu pflegen, sondern vielmehr auch dazu verpflichtet. Denn auch das Kind hat ein eigenes Recht auf Umgang mit seinen Eltern. Das Umgangsrecht kann nur bei einer Gefährdung des Kindeswohls ausgeschlossen werden.
Eine weitere zentrale elterliche Pflicht ist der Kindesunterhalt. Beide Elternteile sind dazu verpflichtet, Unterhalt für Ihr gemeinsames Kind zu leisten. Das Kind muss sowohl betreut als auch finanziell unterstützt werden. Je nach Betreuungsmodell wird diese Unterhaltspflicht auf verschiedene Weise erfüllt. Wenn das Kind nur bei einem Elternteil lebt, erfüllt dieser Elternteil den Unterhalt durch Betreuung. Der andere Elternteil ist dann zur Zahlung von Barunterhalt verpflichtet. Die Höhe des Unterhalts orientiert sich am Maßstab der Düsseldorfer Tabelle und richtet sich nach Einkommen des unterhaltspflichtigen Elternteils und Alter des Kindes.
Emotionale Bedeutung der Vaterschaft
Wenn unklar ist, wer der tatsächliche Vater eines Kindes ist, kommt es oftmals zu viel Streit und dauerhaften Problemen innerhalb der Familie. Zwischen den Beteiligten herrscht Unsicherheit, Verzweiflung und vielleicht sogar Wut oder Trauer. Eine Feststellung der Vaterschaft schafft Gewissheit und kann das Gefühl der Zugehörigkeit stärken. Mit der Feststellung können Zweifel endgültig beseitigt werden. Für das Kind kann sie auch einen wichtigen Schritt in der Identitätsfindung darstellen. Die Klarheit über die Vaterschaft kann eine bindungsfestigende Wirkung haben und das Gefühl der Sicherheit stärken. Im Hinblick auf mögliche familiäre Vorerkrankungen und erhöhte Risiken, ist die Vaterschaft auch medizinisch von großer Bedeutung.
Wie wird die Vaterschaft festgestellt?
Um eine streitige Vaterschaft gerichtlich feststellen zu lassen, müssen Sie einen entsprechenden Antrag beim zuständigen Familiengericht stellen. Die so genannte Vaterschaftsfeststellungklage ist gesetzlich in § 1600 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) geregelt. Diese Klage kann nur verfolgt werden, wenn das betroffene Kind aktuell keinen rechtlichen Vater hat. Wenn es schon einen rechtlichen Vater gibt, muss diese Vaterschaft erst angefochten und vom Gericht für unwirksam erklärt werden.
Für die Vaterschaftsfeststellung ordnet das Gericht bei einem unabhängigen Labor ein so genanntes Abstammungsgutachten an. Dazu werden Blut- oder Speichelproben von dem Kind und dem potenziellen Vater entnommen. Das Labor untersucht, ob eine biologische Vaterschaft besteht oder nicht. Privat beauftragte Abstammungsgutachten können nicht in das gerichtliche Verfahren eingebracht werden. Wenn Sie vorab schon ein privates Labor beauftragt haben, wird das Gericht also trotzdem ein weiteres Gutachten anordnen.
Expertentipp:
Sind Sie die Mutter des Kindes und möchten die Vaterschaft gerichtlich feststellen lassen, können Sie eine Beistandschaft beantragen. Die Beistandschaft wirkt sich nicht auf Ihr Sorgerecht aus. Sie ist eine Leistung vom Jugendamt, mit der Sie bei der Feststellung der Vaterschaft unterstützt werden. Für Sie entstehen dabei keine Kosten. Das Jugendamt verfolgt die gerichtliche Vaterschaftsfeststellung über die Beistandschaft. Wird die Vaterschaft festgestellt, unterstützt Sie das Jugendamt auch bei der Geltendmachung der Ansprüche gegen den rechtlichen Vater.
Wer ist antragsberechtigt?
Antragsberechtigt sind nach § 1600 Absatz 1 BGB die Mutter des Kindes, das Kind selber, der rechtliche Vater sowie der Mann, der die Feststellung der Vaterschaft begehrt. Der Antrag muss auch begründet werden. In der Regel wird die Begründung darin liegen, dass der betroffene Mann im Empfängniszeitraum mit der Mutter Geschlechtsverkehr hatte. Dieser Zeitraum ist nach § 1600 d Absatz 3 BGB vom 300. bis zum 181. Tag vor der Geburt des Kindes.
Anerkennung der Vaterschaft
Es ist auch möglich, die Vaterschaft ohne gerichtliche Feststellung anzuerkennen. Die Anerkennung erfolgt durch eine öffentliche Urkunde. Wenden Sie sich dazu an das Jugendamt, das Familiengericht, das Standesamt oder jede deutsche Auslandsvertretung. Eine notariell beurkundete Anerkennung ist ebenfalls möglich. Beachten Sie jedoch, dass dafür die entsprechenden notariellen Gebühren anfallen. Für die Anerkennung müssen Sie persönlich vorsprechen und sich mit aktuellem und gültigen Personalausweis oder Reisepass ausweisen können. Die Zustimmung der Mutter ist ebenfalls nötig.
Anfechtung der Vaterschaft
Bei der Anfechtung der Vaterschaft geht es darum, eine bestehende Vaterschaft anzufechten. Auch im Anfechtungsverfahren wird die Frage der biologischen Abstammung geklärt. Ziel ist die Feststellung, dass keine biologische Vaterschaft entsteht und die bestehende Vaterschaft aufgelöst wird. Wird tatsächlich festgestellt, dass keine Vaterschaft besteht, erfolgt die Auflösung der rechtlichen Vaterschaft rückwirkend bis zur Geburt des Kindes.
Sobald Sie von einem Umstand erfahren, der Zweifel an der bestehenden Vaterschaft aufkommen lässt, müssen Sie innerhalb von zwei Jahren die Vaterschaft anfechten. Erfahren Sie also von einem Seitensprung der Mutter oder erhalten die Diagnose, dass Sie zeugungsunfähig sind, müssen Sie die Vaterschaft innerhalb dieser Frist anfechten.
Gut zu wissen:
Wird Ihre bestehende Vaterschaft in Folge eines Anfechtungsverfahrens aufgelöst, könnten Sie Anspruch auf Unterhaltsregress haben. Als vermeintlicher Vater haben Sie Unterhalt für das Kind geleistet. Ist der tatsächliche Vater bekannt und festgestellt, können Sie den geleisteten Unterhalt von ihm zurückfordern.
Negatives Ergebnis – Was nun?
Wenn Sie ein negatives Ergebnis erhalten und der Tatsache ins Auge blicken müssen, dass Sie nicht der Vater des Kindes sind, benötigen Sie vermutlich etwas Zeit, um dieses Ergebnis zu verarbeiten. Versuchen Sie etwaige negative Gefühle nicht auf das Kind zu übertragen. Das Kind leidet womöglich ohnehin unter dieser schwierigen Situation und ist stark verunsichert. Insbesondere wenn Sie schon eine enge emotionale Bindung zueinander aufgebaut haben, sind Sie eine wichtige Bezugsperson für das Kind. Entziehen Sie dem Kind diese Verbindung nicht und klären Streitigkeiten direkt mit der Mutter oder dem biologischen Vater des Kindes.
Fazit
Die Klärung der Vaterschaft hat sowohl tatsächliche als auch rechtliche Folgen für die Familie. Wenn Streitigkeiten darüber bestehen, wer der Vater eines Kindes ist, sollte die Vaterschaft rechtlich bindend festgestellt werden. Nur wenn geklärt ist, wer der Vater eines Kindes ist, können die weiteren Fragen wie Unterhalt und Umgang geregelt werden.
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