Neue Beziehung nach der Scheidung

Neue Beziehung nach der Scheidung

Alles hat seine Zeit. Auch manche Beziehung. Haben Sie sich von Ihrem Partner getrennt oder sind Sie geschieden, kann eine neue Beziehung aus dem Tal der Tränen heraushelfen. Lassen Sie uns darüber sinnieren, wie Sie aus Ihrer alten Beziehung herausfinden, eine neue Beziehung angehen und ob es eine neue Liebe nach der Scheidung geben kann.

Das Wichtigste

  • Stellen Sie sich darauf ein, positiv zu denken. Negative Gedanken, Missmut und Traurigkeit blockieren Ihr Handeln. Um wieder positiv zu denken, müssen Sie Trennung und Scheidung verarbeiten und möglichst irgendwann hinter sich lassen.
  • Trennungen verlaufen oft in mehreren Phasen. Durchleben Sie jede Phase bewusst. Erwarten und verlangen Sie nicht zu viel von sich selbst.
  • Suchen Sie nicht den Traumpartner. Sie riskieren unnötige Enttäuschungen. Der richtige Partner ist derjenige, dem Sie vertrauen, dem gegenüber Sie sich öffnen können und mit dem Sie Ihr Leben nach und trotz Ihrer Scheidung fortführen wollen.
  • Haben Sie Kinder, sollten Sie den neuen Partner nicht als neuen Elternteil installieren wollen. Neue Partner sind für Kinder allenfalls Kameraden und Freunde. Vermeiden Sie, dass sich das Kind herausgefordert fühlt, sein angestammtes Revier verteidigen zu wollen.

Seien Sie offen, denken Sie positiv

Ob Sie nach Ihrer Scheidung eine neue Beziehung eingehen und vielleicht auch noch eine neue Liebe finden, hängt davon ab, wie Sie sich selbst im Leben positionieren. Sie bestimmen letztlich selbst, was passiert. Auch wenn das Schicksal dabei oft eine Rolle spielt, liegt es in der Kraft Ihrer Vorstellungen, das Beste aus Ihrem Leben zu machen. Das wird nur gelingen, wenn Sie offen durchs Leben gehen, negative Gedanken beiseite schieben, positiv denken und konstruktiv vorangehen. Selbst wenn Sie im augenblicklich noch kein Licht am Ende des dunklen Tunnels sehen, sollte jeder Tunnel irgendwann ein Ende haben. Wenn Sie mit dieser Erwartung durch den Alltag gehen, sind Sie auf dem richtigen Weg.

Expertentipp:

Machen Sie nicht alle Welt verantwortlich, dass Sie verlassen wurden. Beziehungen scheitern, weil Partner Menschen sind. Kein Mensch ist perfekt. Wut, Enttäuschung und Trauer sind normal. Lassen Sie diese Emotionen durchaus zu. Gehen Sie aber auch davon aus, dass jede Trauer überwunden werden kann und sich Wunden irgendwann schließen. Vertrauen Sie darauf, dass Sie irgendwann wieder Licht in Ihrem Leben sehen. Um dieses Licht zu sehen, müssen Sie alles, was Sie jetzt negativ empfinden, hinter sich lassen und Platz schaffen, für das, was sich positiv in Ihrem Leben auswirken kann. Andernfalls laufen Sie Gefahr, dass Sie das Gute und Schöne gar nicht erkennen, wenn es Ihnen über den Weg läuft.

Verarbeiten Sie Ihre Trennung und Scheidung

Wir reden an dieser Stelle nicht über die Situation, in der Sie vielleicht schon einen neuen Partner oder eine neue Partnerin haben und dieser neue Partner Grund für Ihre Trennung und Scheidung ist. Wenn dem so ist, erübrigt sich die Lektüre dieses Textes. Ihr Problem scheint gelöst.

Stehen Sie nach der Trennung und Scheidung von Ihrem Partner jedoch allein, haben Trennung und Scheidung Ihr Leben wahrscheinlich völlig auf den Kopf gestellt. Erwarten Sie jetzt nicht, dass über Nacht gleich ein neuer Partner vor der Tür steht und Sie sich glücklich fühlen. Akzeptieren Sie, dass Sie den Verlust Ihres Partners seelisch verarbeiten müssen. Nicht umsonst sprechen Therapeuten von den vier Phasen der Trennung.

Erst wenn Sie diese Phasen durchlaufen haben, sollten Sie bereit sein, neue Kontakte zu knüpfen und eine neue Beziehung einzugehen. Sie müssen im Kopf frei sein. Ohne diese innere Freiheit werden Sie keine neue Liebe nach der Scheidung finden können. Sollten Sie sich vorzeitig auf eine neue Beziehung einlassen, riskieren Sie, dass Sie Ihre Probleme aus der Vergangenheit auf diese Beziehung übertragen. Ein neuer Partner wird Schwierigkeiten haben, Sie so zu verstehen und so mit Ihnen zu kommunizieren, dass aus der Beziehung echte Zuneigung wird.

Schritt für Schritt: Trennungsphasen

In der Phase 1 fühlen sich verlassene Ehepartner verletzt, leer, einsam und perspektivlos. Sie empfinden Wut und Enttäuschung. Viele wollen die Trennung nicht wahrhaben und versuchen, den Partner zurückzugewinnen. Diese Phase ist völlig normal. Sie sollten aber daran arbeiten, damit klarzukommen.

In der Phase 2 wird die Trennung als endgültig erkannt und akzeptiert. Gefühle der Wut und Enttäuschung werden von Trauergefühlen abgelöst. Andere, oft tiefliegende, zuvor verborgene Gefühle brechen hervor. Man empfindet die Trennung als Verrat und glaubt, vieles von dem, was man gemeinsam erlebt hat, wäre das Schönste der Welt gewesen. Dabei wird vieles überhöht und pathetisch betrachtet, obwohl die Wirklichkeit vielleicht eine andere war. Egal: Wenn Sie die Phase 2 bewältigen und Ihre Trennung und Scheidung akzeptiert haben, haben Sie den schwierigsten Teil des Weges hinter sich gebracht. Sie sollten jetzt in der Lage sein, Ihre Gefühle zu kontrollieren. Sie sind bereit für Phase 3.

Expertentipp:

Fühlen Sie sich verlassen, sollten Sie sich nicht dem Glauben hingeben, dem anderen Geschlecht nie wieder vertrauen zu können. Natürlich ist es ausgesprochen schmerzhaft, wenn Sie, vielleicht noch mit Kindern, verlassen wurden und sich sitzen gelassen fühlen. Sie sollten sich eingestehen, dass eine Beziehung immer zweiseitig ist. Scheitert eine Beziehung, tragen in aller Regel beide Partner irgendwie Verantwortung. Es gibt im Leben keine Garantie, dass eine Beziehung so verläuft, wie sie begonnen hat. Gehen Sie davon aus, dass Sie Ihre Trennung überleben werden. Andere haben genau diese Erfahrung auch bereits machen dürfen.

In der Phase 3 beginnen Sie, sich neu zu orientieren. Sie empfinden den Verlust Ihres Ex-Partners nicht mehr als so schwerwiegend, dass Sie in Ihrem eigenen Leben keinen Sinn mehr sehen. Sie sollten spätestens jetzt soziale Kontakte suchen, ein neues Selbstbewusstsein entwickeln und mit Ihren Erinnerungen umgehen können. Bestenfalls probieren Sie jetzt Dinge aus, die vorher mit Ihrem Ex-Partner nicht möglich erschienen. Vielleicht stellen Sie fest, dass Sie Interessen haben, die Ihnen vorher gar nicht so bewusst waren.

Schaffen Sie jetzt auch die Phase 4, haben Sie Ihre Trennung überwunden und Ihren Platz im Leben gefunden. Ihr Ex-Partner sollte der Vergangenheit angehören. Sie empfinden das Singledasein bestenfalls als Befreiung. Vielleicht sind Sie gespannt auf neue Erfahrungen. Sie sollten jetzt mit offenen Augen durch den Alltag gehen. Da Sie offenbar an einer neuen Beziehung interessiert sind, haben Sie beste Voraussetzungen, Kontakte zu knüpfen und Eindrücke zu sammeln.

Expertentipp:

Haben Sie Geduld mit sich und dem Leben. Genauso groß, wie in einer Beziehung enttäuscht zu werden, sind die Chancen, eine neue Beziehung zu finden. Allein der Umstand, dass Sie sich einsam und allein fühlen, sollte aber kein Grund sein, gleich die erstbeste Bekanntschaft verewigen zu wollen. Auch sollten Sie darauf verzichten, Ihrem Ex-Partner das Signal senden zu wollen, dass Sie schon wieder irgendwie untergekommen sind und Sie gut und gerne auf ihn oder sie verzichten können. Vorschnell eingegangene Beziehungen sind meist nur Übergangslösungen. Ihr neuer Partner sollte aber gerade keine vorübergehende Begleiterscheinung sein.

Wen wollen Sie eigentlich? Es gibt keine Traumpartner!

Nach Ihrer Trennung oder Scheidung werden Sie sich Gedanken machen, was für einen Partner Sie sich eigentlich wünschen. Der Partner, von dem Sie sich getrennt haben, war offenbar nicht unbedingt der Traumpartner. Akzeptieren Sie, dass es Traumpartner kaum geben wird. Jeder Traum hat ein Ende. Früher oder später wacht man auf. Überlegen Sie also in groben Zügen, was für einen Charakter Ihr neuer Partner haben soll. Gehen Sie davon aus, dass Sie einen neuen Partner nicht im Supermarkt kaufen können. Wenn, dann läuft Ihnen ein Partner über den Weg, mit dem Sie wahrscheinlich gar nicht gerechnet haben. Schrauben Sie Ihre Erwartungen also nicht so hoch, dass Sie nur enttäuscht sein können, wenn Ihre Erwartungen nicht erfüllt werden.

Expertentipp:

Ob ein Partner ein echter Partner ist, erfahren Sie ohnehin erst, wenn es darauf ankommt. Eine gute Beziehung übersteht auch schwierige Zeiten. Man geht durch dick und dünn, während weniger verlässliche Partner schnell das Weite suchen. Vergleichen Sie vor allem Ihren neuen Partner oder Ihre neue Partnerin nicht mit dem Partner, der Sie verlassen hat. Menschen sind nicht gleich. Ein Vergleich würde Ihren neuen Partner schnell ins Abseits stellen. Betrachten Sie Ihre neue Beziehung wirklich als etwas Neues, was Sie entdecken und genießen können.

Heimat ist da, wo Sie leben. Beziehung ist da, wo Familie ist.

Heimat und Beziehung sind vergleichbare Lebensgefühle. Heimat ist da, wo Sie sich wohlfühlen. Eine Beziehung ist da, wo Sie sich geborgen fühlen, wo vielleicht Ihre Kinder leben und wo Sie leben möchten. Beziehung ist also da, wo Familie ist.

Überfordern Sie sich und Ihr Kind nicht

Neue Beziehungen stehen oft auf dem Prüfstand, weil ein Partner Kinder aus der geschiedenen Ehe mit in die neue Beziehung einbringt und die Kinder Schwierigkeiten haben, den neuen Partner zu akzeptieren. Kinder betrachten den neuen Partner eines Elternteils oft als Konkurrenten zum anderen Elternteil. Kinder glauben, der neue Partner wolle Vater oder Mutter ersetzen.

Sie sollten auch Ihrem Kind die Chance geben, die Trennung und Scheidung seiner Eltern zu verarbeiten und die Wirklichkeit so zu akzeptieren, wie sie ist. Kinder wollen nach der Trennung ihrer Eltern nicht gleich einen neuen Papa oder eine neue Mama präsentiert bekommen. Dies hätte wahrscheinlich zur Konsequenz, dass das Kind den Neuen oder die Neue für die Trennung und Scheidung seiner Eltern verantwortlich macht.

Besonders fatal wäre es, wenn Sie den Partner oder die Partnerin gleich mehrfach wechseln. Sie sollten Ihrem Kind keinesfalls zumuten, Ihren wechselnden Beziehungen hinterher laufen zu müssen. Genauso schwierig ist es, wenn ein neuer Partner gleich bei Ihnen einzieht. Ist es die Wohnung, in der Ihr Kind aufgewachsen ist, wird das Kind den neuen Partner als Eindringling empfinden und sein Reich verteidigen wollen.

Vermeiden Sie, dass Ihr Partner in Ihrer Wohnung übernachtet und Ihr Kind völlig ahnungslos von seiner Existenz überrascht wird. Auch hier werden Sie eine Verteidigungshaltung provozieren. Starten Sie langsam und bauen die Beziehung zwischen dem neuen Partner und Ihrem Kind allmählich auf. Gemeinsame Unternehmungen können helfen, sich miteinander bekanntzumachen. Gut ist, wenn der Partner nicht von vornherein versucht, sich einzuschmuggeln. Große Geschenke machen misstrauisch. Besser ist, wenn der neue Partner defensiv und zurückhaltend auftritt und es zulässt, dass sich die Dinge entwickeln.

Ein neuer Partner sollte nicht versuchen, den Elternteil des Kindes ersetzen zu wollen. Elternteile sind nicht ersetzbar. Ein neuer Partner kann allenfalls Kamerad, Freund und Beistand sein. Wenn das Kind diese Einschätzung hat, wird es eher akzeptieren, dass Sie einen neuen Partner an Ihrer Seite haben. Patchwork-Familien sind heute überall zu finden. Die Kunst ist, sie richtig zu leben.

Neue Liebe nach der Scheidung rechtlich betrachtet

Es gibt kein Gebot, dass Sie vor oder nach der Scheidung keine neue Beziehung eingehen dürften. Aber: Beanspruchen Sie nachehelichen Ehegattenunterhalt, riskieren Sie, dass Ihr Unterhaltsanspruch zeitlich begrenzt oder herabgesetzt wird, wenn Sie in einer verfestigten Lebensgemeinschaft leben (§ 1579 BGB).

Dazu kommt es darauf an, ob Sie Ihre Lebensverhältnisse so aufeinander eingestellt haben, dass Sie wechselseitig füreinander einstehen, indem Sie sich gegenseitig Hilfe und Unterstützung gewähren und damit Ihr Zusammenleben ähnlich gestalten wie Ehepartner. Die Vorschrift orientiert sich an rein objektiven Gegebenheiten. Sie sanktioniert nicht, dass Sie sich einem neuen Partner zugewandt haben. Fahren Sie gemeinsam in Urlaub, bezeichnet Ihr Kind den neuen Partner als Papa oder Mama oder treten Sie in der Öffentlichkeit ersichtlich als Paar auf, deutet vieles auf eine verfestigte Lebensgemeinschaft hin.

Eine neue verfestigte Lebensgemeinschaft setzt regelmäßig eine Dauer von wenigstens zwei bis drei Jahren voraus (BGH, FamRZ 2011,1498). Ein früherer Beginn kann gerechtfertigt erscheinen, wenn in Ihrer neuen Beziehung ein gemeinsames Kind geboren wird. Halten Sie Ihre Lebensbereiche jedoch getrennt und Ihre Beziehung bewusst auf Distanz, ist diese in eigener Verantwortung getroffene Entscheidung über Ihre Lebensgestaltung auch unterhaltsrechtlich zu respektieren (BGH FamRZ 2011,1498).

Auf jeden Fall erlischt Ihr Unterhaltsanspruch nach der Scheidung mit Ihrer Wiederheirat oder der Begründung einer eingetragenen Lebenspartnerschaft (§ 1586 BGB).

Fazit

Eine neue Beziehung und eine neue Liebe nach der Scheidung finden Sie nicht im Katalog. Nehmen Sie nicht gleich die erstbeste Gelegenheit wahr. Kommen Sie erst mit sich selbst ins Reine. Halten Sie es wie ein Computer, der auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt wird. So haben Sie die beste Ausgangsposition, sich auf eine neue Beziehung einzustellen. Programmieren Sie sich neu. Mit all den Erfahrungen, die Sie bereits machen durften, sollte es gelingen, Ihr Leben zu gestalten und eine neue Beziehung aufzubauen.

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Autor Jennifer Habernach

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