Sie sind hier: BlogIndien verbietet Scheidung nach muslimischem Recht

Artikel-Bild
Scheidung

Indien verbietet Scheidung nach muslimischem Recht

Es ist nun offiziell: Der Oberste Gerichtshof in Indien hat die muslimische Scheidung durch den dreifachen Ausruf des Wortes „Talaq“ als verfassungswidrig erklärt. Dies hat zur Folge, dass sich die muslimischen Einwohner Indiens nicht mehr durch eine muslimische Sofortscheidung scheiden lassen können.

Wie kam es zu diesem Entschluss?

In Indien ist es muslimischen, christlichen und hinduistischen Gemeinden durchaus erlaubt, sich bei Familienangelegenheiten an das religiöse Recht zu wenden. Demzufolge können Anliegen, die beispielsweise die Ehe, Scheidung, Adoption oder das Erbe betreffen, nach religiösem Recht gehandhabt werden. Für muslimische Bürger bedeutet dies, dass Ehemänner, die sich scheiden lassen möchten, sich auch ohne die Zustimmung der Ehefrau scheiden lassen können. Es genügt das Wort „Talaq“ dreimal zu wiederholen, welches übersetzt „Verstoßung“ bedeutet. Dies muss noch nicht einmal von Angesicht zu Angesicht passieren, sondern kann auch per Telefon, Textnachricht oder Post auf Social Media geschehen.

Nachdem sieben muslimische Frauen durch diese einseitige Talaq-Scheidung von Ihren Männern geschieden wurden, haben sie sich an den Obersten Gerichtshof in Indien gewendet. Nach monatelanger Beratung wurde diese Art der Sofortscheidung letztendlich als Verstoß gegen die Rechte muslimischer Frauen anerkannt und als verfassungswidrig erklärt.

Wie gehen andere Teile der Welt mit der Talaq-Scheidung um?

Mit dem Entschluss die muslimische Scheidung zu verbieten steht Indien nicht alleine da. Bereits 20 weitere muslimische Länder, mitunter Indiens Nachbarstaaten Pakistan und Bangladesch, haben sich gegen die Anerkennung einer solchen Sofortscheidung entschieden.

Auch der Europäische Gerichtshof gab zuletzt bekannt, dass islamische Privatscheidungen, sogenannte Scharia-Scheidungen, nach dem EU-Recht keine Gültigkeit haben. Grund hierfür ist wie in dem Fall Indiens die Benachteiligung der Frau, da diese nicht ausreichend entschädigt wird. Somit kann lediglich die Scheidung, die von einer staatlichen Stelle durchgeführt wird und keine Partei in irgendeiner Form benachteiligt, als rechtskräftig anerkannt werden.

Was bedeutet die Entscheidung Indiens für die Gesellschaft?

Was diese Entwicklung jedoch letztlich für die Gesellschaft bedeutet ist noch umstritten. Während die einen die Entscheidung als einen Sieg für die Gleichberechtigung der Frau sehen, hinterfragen die anderen das Ergebnis mit Hinblick auf das Recht der religiösen Freiheit. Inwiefern solch eine Entscheidung die nationale bzw. internationale Integration fördert oder doch eher zu weiteren Spaltungen innerhalb der Gesellschaft führt, ist weiterhin unklar.

Artikel-Informationen

Autor iurFRIEND®-Redaktion vgwort-pixel

Datum 1. August 2019

Teilen

Optionen   Diese Seite drucken

Kategorie

Was benötigen Sie?

RÜCKRUF-SERVICE
Kostenloses Gespräch!

  Jetzt anfordern

KONTAKT
Eine Nachricht schreiben

  Jetzt schreiben

FRAGE STELLEN
Antwort erhalten.

  Jetzt fragen